Ursprüngliche Städte im südlichen Marokko

Nachdem wir uns von Mohammed, dem überaus herzlichen Gastgeber in Tighmert verabschiedet haben, fahren wir am Sonntag auf direktem Weg nach Tiznit und dort auf den Campingplatz Tinbar direkt an der Stadtmauer. Schon bei der Ankunft wird uns mitgeteilt, dass wir nur eine einzige Nacht bleiben dürfen, weil der Platz ab morgen bis September geschlossen wird. Es kämen zu wenige Gäste, sodass es sich für die Betreiber nicht lohnt, die nächsten Monate geöffnet zu bleiben. Nachdem wir auf einen der vielen freien Plätze gefahren sind, lässt sich plötzlich der Motor des Vagabund nicht mehr starten, es scheint sich das gleiche Problem zu wiederholen, das wir schon 2022 in Marokko hatten. Damals war es eine defekte Batterie, wir werden das in einer Iveco Werkstatt in Agadir in den nächsten Tagen prüfen lassen. Da die Batterie zum Glück über unsere Solaranlage ständig geladen wird, erholt sie sich nach einiger Zeit, sodass wir ja grundsätzlich mobil bleiben. Wir nutzen den Nachmittag für einen Bummel durch Tiznit mit seinen netten lebendigen Gassen und Märkten, da würden wir gerne noch einen ganzen Tag dranhängen. Im Restaurant À l'Ombre du Figuier, das wir tief versteckt im Labyrinth der Medina von Tiznit nur mit Hilfe von Google Maps finden, haben wir ein phantastisches Abendessen. Wir sitzen in einem schön gestalteten Innenhof unter einem großen Feigenbaum, werden von dem fröhlichen Gastwirt aufmerksam bedient und genießen die sehr geschmackvollen Salate und das Hähnchen Ras el Hanout. 

Tiznit, Marokko
In den Gassen von Tiznit wird lebhafter Handel betrieben


Vagabund, Marokko
Unterwegs von Tiznit in Richtung Antiatlas

Am Montag, 12. Mai, springt der Vagabund ohne Schwierigkeiten an und wir fahren nur wenige Kilometer nach Ouijjane zu einem wahren Paradies, das von Valerie, der sehr aufmerksamen Besitzerin geführt wird. Hier, am Bivouac Sous Les Palmiers Bleus, stehen wir wieder einmal unter hohen Palmen ganz in der Nähe eines kleinen, gepflegten Swimmingpools, den wir am Nachmittag ausgiebig nutzen. Zum Mittagessen am Dienstag bereitet die Köchin von Valerie ein so wunderbares Ssfa a la Poulette zu, dass wir das zuhause unbedingt nachkochen wollen. Danach gibt es einen traumhaften, halb gefrorenen Käsekuchen mit Mango, einfach nur köstlich. Das alles wird unter uralten Olivenbäumen serviert, deren Öl als Vorspeise mit frischem Fladenbrot herrlich schmeckt. Um die vielen gerade zugenommenen Kalorien wieder los zu werden, wandern wir am Nachmittag durch die schöne Palmenoase zum Nachbardorf, wo es nach der Aussage von Valerie eine unterirdische Quelle gibt, die den ganzen Bezirk um Ouijjane mit Wasser versorgt. Wir müssen eine Zeit lang suchen, bis wir den Eingang zur Quelle hinter der Moschee entdecken, und gelangen über eine steile Treppe zum Gewölbe, das etwa fünfzig Zentimeter tief mit klarem Wasser gefüllt ist. Das Wasser animiert in dieser schattigen Grotte nicht wirklich zum Baden, doch dafür haben wir ja den Pool am Campingplatz. 

Jürgen, Marokko
Entspannung pur am Bivouac Sous Les Palmiers Bleus in Ouijjane


Den Mittwoch möchten wir nutzen, um die Stadt Tiznit etwas besser kennenzulernen, dort mussten wir vorgestern ja vorzeitig abreisen, weil der Campingplatz schließen wollte. Für die Fahrt nach Tiznit nehmen wir kurz nach neun den Linienbus, der ungefähr alle zwei Stunden durch Ouijjane fährt. Hassan, der sich auf dem Campingplatz wie selbstverständlich um alle Gäste kümmert, begleitet uns vor zur Straße. Dann holt er sogar noch zwei Stühle, damit wir die Wartezeit nicht stehend verbringen müssen und weist darauf hin, dass wir für die Rückfahrt die Linie Nummer sechs nehmen müssen, dann kämen wir automatisch wieder hierher. Wir fahren bis zur Endstation, die sehr nahe an der von einer langen Stadtmauer umgebenen Medina von Tiznit liegt. Bevor wir uns zu Fuß auf den Weg machen, fragen wir den Busfahrer nach den Abfahrtszeiten für die Rückfahrt nach Ouijjane, worauf er uns diese auf einem Stück abgerissenen Karton notiert, so haben wir jetzt unseren eigenen schriftlichen Fahrplan. Wir ziehen durch die Gassen der Stadt, besichtigen die Kasbah Aghanaj mit dem interessanten Frischwasserbrunnen und entdecken verschiedene Märkte, darunter den großen Souk Bijou, in dem es eine Vielzahl an Geschäften mit traditionellen Schmuckstücken aus Gold und Silber gibt. Zum Mittagessen gehen wir noch einmal ins Restaurant À l'Ombre du Figuier, wo wir wieder sehr gut verköstigt werden. Auf einem Markt erstehen wir ein großes Glas Orangenblütenhonig und fahren am Nachmittag mit dem Bus wieder zurück zum Campingplatz. 

Tiznit, Marokko
Tiznit ist eine große und moderne Stadt mit sehenswerter Medina


Unsere Fahrt am Donnerstag unterbrechen wir bei der Iveco Niederlassung in Agadir, um zur Sicherheit nach der Batterie des Vagabund sehen zu lassen, auch wenn unser Problem vom Sonntag bisher nicht wieder aufgetreten ist. Und hier erleben wir ein Musterbeispiel marokkanischen Services. Obwohl es gerade kurz vor der Mittagspause ist und wir natürlich keinen Termin haben, werden wir sofort freundlich empfangen und können die Angelegenheit auf Englisch erklären. Wir werden gebeten, in die Halle zu fahren, wo sich ein Techniker gleich darum kümmert und recht schnell andere Fehler ausschließen kann. Zur Entscheidung, wie weiter verfahren wird, müssen wir jetzt allerdings auf den Chef warten, der in etwa eineinhalb Stunden von einem anderen Kunden zurück sein wird. Wir könnten beruhigt sein, sie werden bestimmt eine Lösung finden. Bis dahin kann der Vagabund in der Halle stehen bleiben und wir können ihn ganz normal nutzen. Als der Chef dann da ist, bestätigt er sehr schnell, dass die Batterie ausgetauscht werden soll und fragt das Ersatzteil telefonisch bei einem anderen Händler an. Während wir auf die Antwort dieses Händlers warten, kommt der Chef plötzlich zu uns und fragt, ob wir etwas zu essen wollten. Völlig überrascht sagen wir ja und sind sehr gespannt, was uns jetzt wohl erwartet. In einer Ecke der Werkstatt steht auf einem niedrigen Brett eine Tajine. Daneben liegen einige frisch vom Bäcker geholte Fladenbrote, mit denen wir nun gemeinsam zu sechst das sehr leckere Gericht aus der Schale essen. Dabei lernen wir recht schnell, wie man die Brotstücke richtig nutzen kann, um damit Gemüse und Fleisch zu greifen. Wie selbstverständlich gibt es danach noch frische Melone, bevor alle wieder an die Arbeit gehen. Inzwischen ist die Bestätigung da, dass die benötigte Batterie beim Händler vorrätig ist, sodass der Chef und Jürgen sich auf den Weg quer durch Agadir machen, um das begehrte Stück zu kaufen. Die Batterie wird nämlich formal direkt von uns, dem Kunden gekauft und von Iveco nur eingebaut. Das geht im Anschluss sehr schnell und wir können am Nachmittag unsere Fahrt nach Taghazout fortsetzen. Der Campingplatz dort liegt mit einer phantastischen Aussicht auf das Meer hoch über der Steilküste, erlaubt aber keinen einfachen Zugang zum endlos langen Sandstrand, sodass wir schon nach einer Nacht am Freitag weiter nach Sidi Kaouki fahren. 

Jürgen, Marokko
Unterwegs nach Agadir zur Iveco Werkstatt


Jürgen, Marokko
Malerische Atlantikküste nördlich von Agadir

Die Strecke führt am heute türkis leuchtenden Atlantik entlang, zweigt aber immer wieder von der Küste ab und schlängelt sich durch die Ausläufer des Hohen Atlas, wodurch wir unterwegs viel Abwechslung haben. Bei der Kleinstadt Tamri kommen wir durch große Plantagen mit Bananen, die es hier entlang der Straße überall zu kaufen gibt, was wir auch tun.

In Sidi Kaouki stellen wir uns wie schon 2022 auf den Camping Soleil, von wo aus wir schnell zum Strand kommen und von wo wir morgen mit dem Bus nach Essaouira fahren wollen.

Bananen, Tamri, Marokko
Das Dorf Tamri lebt vom lokalen Bananenanbau


Am Samstagvormittag sind wir gerade auf dem Weg zur Haltestelle, als ein beinahe voll besetzter Ford Transit ankommt, dessen Fahrer uns fragt, ob wir mit nach Essaouira wollen. Der Beifahrer steigt aus und überlässt uns die Vordersitze. So kommen wir für zwanzig Dirham schnell und bequem in die Stadtmitte von Essaouira, wo wir durch eines der Tore gleich in die Medina gehen, für die die Stadt zu Recht so beliebt ist. Wir schlendern gemütlich durch die farbenfrohen Gassen mit ihren unzähligen Marktständen, trinken hier einen Kaffee, kaufen dort Kleidungsstücke und Souvenirs und gelangen am späten Vormittag zum Hafen und Fischmarkt, auf dem ein lebhafter Betrieb herrscht. Fisch wird auf LKWs geladen, um in die Städte Marokkos gefahren zu werden und an vielen Ständen direkt zum Verkauf angeboten. Die frisch erworbenen Fische kann man sich an einem bereitstehenden Grill zubereiten und mit Salat und Brot servieren lassen. Die Fische und anderen Meerestiere sehen allesamt so lecker, dass wir uns nicht entscheiden können und daher die Auswahl dem Koch überlassen. Er grillt uns zwei große Brassen, einige Sardinen, Tintenfisch und eine große Menge Garnelen, die allesamt hervorragend schmecken und dieses Mittagessen zu einem ganz besonderen Erlebnis machen, viel frischer kann man Fisch nicht bekommen. Danach bummeln wir noch eine Weile über die bunten Märkte, Jürgen geht wie schon beim letzten Mal zum Friseur, bevor wir mit dem Taxi wieder zurück zum Campingplatz fahren. Das ist mit 200 Dirham viel teurer als der Kleinbus am Morgen, geht dafür aber auch deutlich schneller. 

Boot, Essaouira, Marokko
Boote am Fischereihafen in Essaouira


Nach einem Ruhetag in Sidi Kaouki werden wir am Montag ins turbulente Marrakesch fahren und freuen uns, wenn Ihr uns weiter bei dieser Reise durch das Königreich Marokko begleitet. 

Karte Marokko
Unsere bisherige Route durch Marokko

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Kommentare: 4
  • #1

    Birgit (Montag, 19 Mai 2025 14:21)

    Hallo ihr Zwei,
    Wir waren ganz neidisch über das Fischangebot. Wir wünschen euch weiter eine tolle Reise.
    LG Birgit und Branko

  • #2

    Elke & Karsten (Sonntag, 25 Mai 2025 14:49)

    Wir freuen uns immer über jeden Bericht, den ich dann auf unseren Fahrten vorlese! Weiterhin tolle Erlebnisse und gute Fahrt! Wir sind heute gestartet Richtung Baltikum! Grüße aus Sachsen

  • #3

    Karl Seeger (Dienstag, 27 Mai 2025 22:10)

    Auch aus der fernen Heimat ist es schön daran teilnehmen zu dürfen. Ganz liebe Grüße und vielen Dank für eure Mühe
    Mäggi und Karl

  • #4

    Matze (Freitag, 06 Juni 2025 17:59)

    Es freut mich so sehr euch so glücklich zu sehn.
    Die Leute in der Werkstatt waren ja lieb dass sie euch Mittagessen angeboten haben.
    habt noch viel Spaß und bis bald.
    Euer Matze