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Raue Schönheit im arktischen Norden

Mit Erschrecken stellen wir am Sonntag Nachmittag fest, dass die Fähre zwischen den Inseln Andøya und Senja nur noch bis einschließlich Dienstag in Betrieb ist und dann bis Mai 2026 in die Winterpause geht. Da wir gerne die beiden Landschaftsrouten dieser zwei Inseln fahren möchten, müssen wir uns ein bisschen beeilen, um das letzte Schiff der Saison am 23. September noch zu erwischen. So ziehen wir am Montag zeitig los und fahren bei oft starkem Regen und stürmischem Wind aus den Lofoten heraus auf die Inselgruppe der Vesterålen bis in den Süden der Insel Andøya. Wir stellen uns an der Westküste auf einen einfachen Rastplatz neben der kaum befahrenen Straße, wo rechts von uns steile Berge mehrere hundert Meter in den Himmel ragen und auf der linken Seite das sturmgepeitschte Meer tost. Hier gibt es nichts zu tun, als die raue Landschaft zu genießen. Wir gehen kurz zum weißen Sandstrand, der aber bei Temperaturen um 5°C und starkem Wind nicht zu längerem Verweilen einlädt. Für die Nacht stehen die Chancen auf Polarlichter nach Angaben der App wieder recht gut, sie kommen aber nicht. Dafür kommen immer wieder kräftige Schauer, die sich mit ruhigen Phasen ablösen. 

Am Dienstag haben wir viel Zeit und fahren gemütlich die vierzig Kilometer entlang der Küste in Richtung Andenes, von wo um 17:00 Uhr die Fähre gehen wird. Am Rastplatz Bukkekjerka

 werfen wir einen Blick in die abgefahrenste Toilette von Norwegen. Durch eine komplett verglaste Wand kann man dort während des Geschäftes die tolle Küstenlandschaft bewundern, ohne dass man von außen gesehen wird . Bei sehr wechselhaftem Wetter fahren wir durch die karge Natur, die sich immer mehr zur baumlosen Tundra entwickelt und erreichen Andenes um die Mittagszeit. Am Stadtrand versorgen wir uns mit allem, was wir in den kommenden Tagen benötigen und stehen schon kurz nach 13:00 Uhr am Hafen. Während der Wartezeit gibt es leckere Nudeln mit Champignons aus der Bordküche, danach wird gestrickt und gelesen bis wir kurz vor 17:00 Uhr auf die Fähre können. Wegen des starken Windes und des entsprechenden Seegangs werden wir schon vor der Abfahrt von einem Mitarbeiter der Fährgesellschaft gebeten, an Bord die Handbremse gut anzuziehen, uns in die Cafeteria zu setzen und nicht nach draußen zu gehen. So schaukeln wir dann eineinhalb Stunden ziemlich unangenehm von der Insel Andøya zur Insel Senja, die uns mit in den Abendhimmel ragenden schneebedeckten Bergen begrüßt. Über eine kurze Passstrasse kommen wir bei einsetzender Dunkelheit zu unserem Tagesziel, dem modernen und großzügigen Stellplatz in Torsken.

Dort bleiben wir für drei Nächte stehen, während Böen mit Windstärken bis zu 9 Bft und heftige Regenschauer über uns hinweg ziehen. Während der Tage nutzen wir ausgiebig die vom Platz angebotene Waschmaschine und Trockner und verbringen den Rest der Zeit mit Handarbeiten, Büro und Lesen. Am Mittwochabend gehen wir im angegliederten Restaurant Senja By Heart erstklassige Fischgerichte essen, für die die norwegische Atlantikküste ja bekannt ist.

Andøya, Norwegen
Herbstwetter am Sandvika Beach auf Andøya


Andøya, Norwegen
Raue Schönheit auf Andøya

Trotz weiter anhaltendem starkem Regen fahren wir am Freitag einige Kilometer weiter entlang der Küste der Insel Senja, von der wir bei diesem Wetter nicht viel zu sehen bekommen. Im Gegensatz zu den Tagen zuvor regnet es heute stundenlang am Stück ohne Pause durch. Wir stellen uns auf den Wohnmobilstellplatz Trollpark, trauen uns aber erst mal nicht aus unserer guten warmen Stube. Später hört der Regen auf und erlaubt einen kurzen Spaziergang oberhalb der Küste und zwischen den Trollen.

Senja, Norwegen
Weiterfahrt auf Senja bei Regenwetter


Senja, Norwegen
Schroffe Berge auf der Insel Senja

Am Samstag ist endlich wieder sonniges Wetter, das uns die Landschaftsroute Senja in einem wunderbaren Licht erleben lässt. Wir fahren durch herbstlich gelb leuchtende Wälder, zwischen hohen Gipfeln hindurch und immer wieder entlang der Küste von tief eingeschnittenen Fjorden. Am Ende der ausgeschilderten Landschaftsroute kommen wir zum Campingplatz Fjordbotn, wo wir einmal mehr in traumhafter Lage direkt am Wasser stehen. 

Senja, Norwegen
Am Aussichtspunkt Bergsbotn an der Landschaftsroute Senja

Senja, Norwegen
Denker in Mefjordvær auf der Insel Senja

Von Senja aus wollen wir in den nächsten Tagen weiter nach Tromsø fahren und dann, wenn es das Wetter zulässt, die nördlichsten Fjorde Norwegens erkunden.

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